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15.04.2024

Schulterschluss für eine ganzheitliche Bildung

Hände im Dreck

Die PISA-Offensive Bayern verspricht eine deutliche Steigerung von Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen in der Grundschule. Während Deutsch und Mathematik gestärkt werden sollen, müssen andere Fächer wie Musik, Kunst, Englisch oder Werken und Gestalten zurückstecken. Doch die geplanten Stundenkürzungen könnten nicht nur das Angebot in den künstlerischen Fächern einschränken, sondern auch die positiven Transfer-Effekte auf Sprachfähigkeit, Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz beeinträchtigen. Um dem entgegenzuwirken, ist ein enger Schulterschluss zwischen Schule und außerschulischer Bildung gefragt.

Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstformen regt nicht nur die kreativen Fähigkeiten und die Fantasie an, sondern fördert auch kritisches Denken und Reflexion. Schülerinnen und Schüler lernen, Werke zu analysieren, zu interpretieren und zu bewerten, was ihre Problemlösungskompetenzen und ihre Fähigkeit zur Perspektivenübernahme stärkt. Darüber hinaus ermöglicht die Beschäftigung mit Musik und Kunst den Schülerinnen und Schülern, verschiedene kulturelle Traditionen und Perspektiven kennenzulernen, was Toleranz, Offenheit und interkulturelle Kompetenz fördert. Die Fächer bieten überdies zahlreiche Gelegenheiten zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Schaffen, was Teamwork und Kommunikation erproben lässt und eine positive Wirkung auf die Emotionsregulation hat. So nachvollziehbar die Bestrebungen zur Stärkung der Basiskompetenzen angesichts der schwächelnden PISA-Ergebnisse auch sind – die PISA-Offensive darf nicht zu Lasten einer ganzheitlichen Entwicklung der Schülerinnen und Schüler gehen, die neben Wissenserwerb auch die Förderung von Kreativität, Empathie, kritischem Denken sowie sozialer und interkultureller Kompetenz im Blick hat.

Partnerschaft von Schulen und Jugendbildungsstätten konsequent weiterführen

Es besteht bereits seit langem eine geschätzte und erprobte Partnerschaft zwischen Schulen und Jugendbildungsstätten, etwa im Übergang von Schule zum Berufsleben. Gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern sowie den Schulleitungen organisieren die Jugendbildungsstätten Bayern jährlich etwa 50 Wochenveranstaltungen und zahlreiche zwei- bis dreitägige Seminare zur beruflichen Orientierung. In einer lernfördernden Umgebung helfen Methoden wie Sozialkompetenz- und Bewerbungstrainings, Experimentierwerkstätten, Interviews und anderes mehr den Schüler:innen bei der Berufsorientierung. Auch die kulturpädagogischen Angebote der Jugendbildungsstätten könnten in den flexibilisierten Fächern eine konsequente Ergänzung für die Schulen sein und mögliche negative Effekte der Bildungsoffensive abfangen. Die Jugendbildungsstätten Bayern verstehen ihren Bildungsauftrag als ganzheitlich und stellen vor allem die Förderung kultureller, sozialer und emotionaler Kompetenzen sowie die individuelle Entfaltung und Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen in den Vordergrund. Kulturelle Bildung ist fest im Portfolio der bayerischen Jugendbildungsstätten verankert. Die Häuser sind oft Orte für Probenwochenenden von Schul- oder Jugendorchestern und Musikschulen und an nahezu allen 12 Standorten in Bayern gibt es eigene Kulturangebote, die jungen Menschen kreative Ausdrucksmöglichkeiten bieten und zur Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen und der eigenen Persönlichkeit anregen.

Schule muss, ganz unabhängig von der PISA-Offensive, Enormes leisten. Neben der schleppend vorankommenden Digitalisierung stellt vor allem der Fachkräftemangel eine große Herausforderung dar. Gerade vor diesem Hintergrund braucht es eine Analyse, inwiefern die Zusammenarbeit von Schule und außerschulischer Bildung intensiviert und institutionalisiert werden kann. Ein konsequenter Schulterschluss kann helfen, die Schulfamilie zu entlasten und vorhandene Ressourcen im Bildungsbereich optimal zu nutzen. Jugendbildungsstätten verfügen über eigenes pädagogisches Fachpersonal, das große Erfahrung mit pädagogisch wertvollen und zielgruppenspezifischen Bildungsangeboten hat und zudem kompetent bei der Organisation von Veranstaltungen in der Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen unterstützen kann. Es ist an der Zeit, vorhandene Partnerschaften zu stärken und neue Wege der Zusammenarbeit zu erkunden, um die Bildungserfahrung junger Menschen nachhaltig zu bereichern und zu erweitern.

Mehr Informationen

Jugendbildungsstätten Bayern
Referat für Öffentlichkeitsarbeit
Elke Rusch
Don-Bosco-Str. 1
83671 Benediktbeuern
Telefon: 08857 – 88 325
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rusch@jugendbildungsstaetten.de