Jugendbildungsstätten Bayern
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In unserer Reihe „Gesichter der JuBis" interviewen wir die Menschen, die in unseren Häusern vor und hinter den Kulissen tätig sind und jungen Menschen jeden Tag aufs neue einmalige Bildungserlebnisse ermöglichen.
Diesmal haben wir mit Wiebke Meiwald gesprochen. Sie ist Bildungsreferentin an unserer Schwäbischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte in Babenhausen und dort unter Anderem für die Internationalen Programme zuständig.
Liebe Wiebke, wie bist Du zur Jugendbildungsarbeit gekommen?
Ich bin seit meiner Jugend unter anderem bei den Pfadfinder:innen im BdP e.V. im Ehrenamt auf verschiedenen Ebenen aktiv – von der Gruppenleitung, über Landesausbildungs- (Juleica)Kurse bis hin zur rassismuskritischen und diversitätsbewussten Verbandsentwicklung auf Bundesebene. Daneben war ich im Rahmen einer internationalen Jugendbegegnung öfter als Honorarteamerin in der Gedenkstättenarbeit in Bergen-Belsen aktiv. Nun bin ich sehr froh, auch hauptberuflich in diesem Feld arbeiten zu dürfen.
Was fasziniert Dich an Deiner Arbeit in der Jugendbildungsstätte Babenhausen besonders?
Die Möglichkeit, neben der konkreten Arbeit in der konzeptionellen und administrativen Vor- und Nachbereitung von internationalen Projekten, der Netzwerkpflege und der Beratung von Jugendverbänden und Schulen Teil eines größeren pädagogischen Teams und des gesamten Hausteams zu sein. Dies ermöglicht immer wieder den Blick über den Tellerrand und einen fruchtbaren Austausch.
Was sind aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen, mit denen Jugendliche heute konfrontiert sind, und wie kannst Du diesen in Deiner Arbeit begegnen?
Die Orientierung in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft und in den Krisen, die unsere Welt erschüttern. Die Anforderungen an sie sind enorm – sie müssen sich mit Themen wie Klimawandel, Fake News, Populismus und Rechtsextremismus auseinandersetzen, die nicht nur ihre Zukunft betreffen, sondern auch ihren Alltag und ihr Weltbild herausfordern. Es ist wichtig, dass wir den Jugendlichen nicht nur Wissen vermitteln, sondern sie auch dazu befähigen, eigene Meinungen zu entwickeln und sich aktiv in politischen und gesellschaftlichen Diskursen einzubringen. Besonders in krisenhaften Zeiten, in denen Falschinformationen und extreme Ideologien immer mehr Raum gewinnen, ist es entscheidend, sie zu kritischem Denken und Medienkompetenz zu erziehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stärkung der persönlichen Identität. Durch die Teilnahme an internationalen Projekten können Jugendliche ihre eigene Komfortzone verlassen, neue Perspektiven gewinnen und ihre sozialen Kompetenzen auch im Umgang mit Diversitätsthemen ausbauen. Das non-formale Lernen, das in internationalen Projekten eine zentrale Rolle spielt, ist dabei ein Schlüssel. Es hilft den Jugendlichen, Vertrauen in sich selbst und in die Welt zu gewinnen, an dieser Erfahrung zu wachsen und Vorurteile über andere Länder oder Kulturen zu hinterfragen. Es gibt ihnen die Möglichkeit, ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu reflektieren und zu erweitern.
In meiner Arbeit versuche ich daher, den Jugendlichen Räume zu schaffen, in denen sie sich selbst kennenlernen, ihre Perspektiven erweitern und gleichzeitig Verantwortung für ihre Gesellschaft übernehmen können. Durch Dialog, gemeinsame Projekte und interkulturellen Austausch fördere ich das Bewusstsein für die globalen Herausforderungen und unterstütze sie dabei, selbstbewusst und kritisch in einer immer komplexer werdenden Welt zu agieren. Es ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit – aber auch eine große Chance, junge Menschen zu stärken und zu befähigen, die Welt aktiv und positiv mitzugestalten.
Gibt es ein Projekt oder eine Initiative aus der Jugendbildungsstätte, auf die Du besonders stolz bist?
Tatsächlich ist es die Vielfalt an bewährten und neuen Projekten, die im Großen und Kleinen ausprobiert und weiterentwickelt werden. Besonders froh bin ich, dass wir es trotz der aktuellen Schwierigkeiten schaffen, im Mai einen deutsch-israelischen Fachkräfteaustausch bei uns durchzuführen.
Was möchtest Du den jungen Menschen mit auf den Weg geben, die heute oder in Zukunft an den Programmen teilnehmen?
Seid neugierig und mutig, lasst euch auf neue Menschen und Perspektiven ein und habt Spaß!
Zum Abschluss: Was bedeutet für Dich persönlich „Bildung" im Kontext der Jugend und wie kann sie langfristig positive Veränderungen bewirken?
Für mich bedeutet „Bildung" im Kontext der Jugend mehr als nur Wissen vermitteln. Es ist der Prozess, in dem junge Menschen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten entdecken, um Vertrauen in sich selbst und ihre Handlungsfähigkeit zu gewinnen. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung sozialer und emotionaler Fähigkeiten, die für das Leben und das Miteinander wichtig sind.
Ein zentraler Aspekt ist der Perspektivwechsel: Jugendliche sollen lernen, eigene Meinungen zu bilden und selbstbewusst zu vertreten. Sie müssen die Fähigkeit entwickeln, aktiv zu reflektieren und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen – nicht nur für sich, sondern auch für ihre Gemeinschaft. So fühlen sie sich handlungsfähig und können sich für ihre Interessen einsetzen. Diese Art von Bildung stärkt die aktive Teilnahme an der Gesellschaft und ermöglicht es den Jugendlichen, positive Veränderungen zu bewirken. In meiner Arbeit fördere ich genau diese Fähigkeiten, damit junge Menschen als verantwortungsbewusste und selbstbewusste Mitglieder der Gesellschaft agieren können.
Liebe Wiebke, vielen Dank für das Gespräch!
Am Espach 7
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