Jugendbildungsstätten Bayern
c/o Aktionszentrum Benediktbeuern
Don-Bosco-Str. 1
83671 Benediktbeuern
Tel.: 08857-88 325
Mail: info@jugendbildungsstaetten.de
Als migrationspädagogische Facheinrichtung des Bezirksjugendrings Unterfranken hat sich die Jugendbildungsstätte Unterfranken zu einem Haus mit bundesweitem Modellcharakter entwickelt. Bildungsangebote zur rassismuskritischen Jugendarbeit stellen die zentrale Arbeit des pädagogischen Teams dar, das sich an Seminargruppen, Schulklassen oder Multiplikator*innen richtet. Insbesondere unterstützt die JuBi Jugendgruppen, soziale Einrichtungen und Vereine beim Prozess der rassismuskritischen Öffnung. Wir haben dort die Bildungsreferentin Karolina Voráčková getroffen und für „Gesichter der JuBis" interviewt.
Hallo Karo, Du bist im Pädagogischen Team der JuBi Unterfranken. Die inhaltliche Arbeit ist dort ja ganz besonders unterteilt bzw. gestaltet!
Ja das stimmt und die Referate haben sich in den letzten Jahren immer wieder weiterentwickelt und differenzierter ausgestaltet. Alles was mit dem Haus, Übernachtungen oder Tagungen und Konferenzen zu tun hat, ist unter dem Begriff „einladend" zusammengefasst und unser Hausteam steht allen Gästen serviceorientiert und weltoffen zur Verfügung. Die Pädagogik ist dann in fünf Referate unterteilt. In der Linie „inklusiv" finden sich Angebote wie etwa Seminare in gewaltfreier Kommunikation oder Schulklassenseminare, wie wir gut und barrierefrei miteinander leben können. Sie ist eng verbunden mit der Linie „couragiert", die Angebote bündelt, Vielfalt und Diversity zu schützen und zu bewahren. Die beiden Linien sind wie zwei Seiten einer Medaille, wobei sich „couragiert" aktiv und mutig gegen Mobbing und Diskriminierung stellt und Workshops und Trainings zu Prävention (Strategietrainings für Menschenrechte) und Erinnerungsarbeit (Denkorte gegen den Hass) im Vordergrund stehen. Auch bei der Linie „grenzenlos" ist der Name Programm: es geht um Mobilität für junge Menschen, sich grenzenlos zu bewegen und die Welt zu entdecken. Die JuBi Unterfranken ist Entsende-, Koordinations- und Aufnahmestelle für das Europäische Solidaritätskorps. Auch ich bin übrigens durch so einen Freiwilligendienst an die Jugendbildungsstätte gekommen. Dann gibt es noch die Linie „qualifiziert" – unsere Basislinie, die mit ihren Angeboten aktiv die Migrationsgesellschaft gestalten will (Basisseminare der Migrationspädagogik, Weiterbildung, etc). Und natürlich das Referat „vernetzt".
Das ist Dein Referat!
Seit Mitte Juli bin ich nach meiner Elternzeit an die JuBi zurückgekommen und habe nun neu die Referatsleitung von „vernetzt" übernommen. Damit verfügen alle Referate an der JuBi nun über mindestens einer halben Stelle als Referatsleitung und sind so besetzt, dass man inhaltlich gut arbeiten kann. Das habe ich jetzt alles „gewonnen" und freue mich darauf, „vernetzt" aufbauend auf der wertvollen Vorarbeit meiner Kolleg*innen weiter zu gestalten.
Wofür steht die Line?
Das Referat „vernetzt" steht unter dem Slogan „Menschen bewegen". Wichtiger Bestandteil der Linie ist das migrationspädagogische Team, das unsere Bildungsangebote durchführt. Zu meinen Aufgaben wird es gehören, dieses Team regelmäßig zu betreuen und auszubauen. Das Referat betreut außerdem allgemein Kooperationen, beispielsweise auch mit der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, wo wir unterschiedliche Seminare im Bereich der rassismuskritischen Qualifikation angeboten haben. Und weil man gemeinsam mehr bewegen kann, ist eine zentrale Aufgabe des Referats die Weiterentwicklung und der Ausbau von Netzwerken. Ich habe durch meine vorherige Tätigkeit hier an der JuBi viel Erfahrung mit Management und Organisation gesammelt, das kann ich hier nun alles einbringen.
Was hast Du vorher genau gemacht?
Wie vorhin schon einmal kurz erwähnt, bin ich 2007 als Europäische Freiwillige an die Jugendbildungsstätte Unterfranken gekommen. Ich bin im tschechischen Pilsen geboren und aufgewachsen und dann während meines Studiums in Prag zufällig auf dieses Angebot gestoßen. Würzburg und die JuBi fand ich so toll, dass ich geblieben bin. An der JuBi hat sich dann eine Stelle als Verwaltungsangestellte ergeben, die ich nahtlos nach dem Freiwilligendienst angetreten habe. Parallel dazu habe angefangen, als Teamerin zu arbeiten. Die Jubi war zu der Zeit noch Träger für Seminare im internationalen Freiwilligendienst und so habe ich ehrenamtlich Vorbereitungs- und Begleitseminare für Freiwillige betreut. 2012 habe ich dann noch eine IHK-Ausbildung zur Managementassistenz draufgesattelt und war dann bis Anfang 2020 Assistenz der Leitung und Bindeglied zwischen Hausteam und pädagogischem Team. Das hat mich – quasi ganz nebenbei – schon gut auf die „vernetzt"-Linie vorbereitet. Menschen zusammenzubringen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Arbeitsleben!
Bis Corona kam...
Corona bedeutete einen Einschnitt, aber das hatte bei mir nicht in erster Linie mit der Pandemie zu tun. 2016 habe ich in München ein berufsbegleitendes Studium der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt Diversität begonnen. 2020 war dann meine Bachelorarbeit fertig und meine Tochter ist auf die Welt gekommen. Nach dieser einjährigen Arbeitspause fühlt sich alles in der JuBi sehr vertraut an – steht aber dennoch unter anderen Vorzeichen. Ich freue mich, dass ich wieder arbeite (lacht)!
Was wünscht Du Dir für Deine Arbeit im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl?
Ich wünsche mir, dass sich die Menschen mehr mit der Einwanderungsgesellschaft identifizieren und Vorbehalte und Ängste abbauen können. Ich wünsche mir, dass man sich der eigenen Privilegien bewusst wird. Es ist normal, dass man nicht unbedingt dort lebt, wo man geboren wurde. Es spielt keine Rolle, welche Sprache man spricht – es gibt keine „besseren" oder mehr geachteten Sprachen. Ich hoffe, dass die Menschen bei der Wahl ein klares Statement pro Vielfalt und contra Rassismus abgeben und sich dann dahingehend auch etwas verändern kann – da ist noch viel zu tun!
Berner Str. 14
97084 Würzburg
E-Mail: info@jubi-unterfranken.de
Mehr erfahren