Jugendbildungsstätten Bayern
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Ein pädagogisches „Urgestein" verlässt die Burg Schwaneck: Andreas Bedacht, Leiter der Überregionalen Bildung im Kreisjugendring München-Land und des Jugendbildungszentrums Burg Schwaneck ist seit Juli 2023 im Ruhestand. Für unsere Reihe „Gesichter der JuBis" dürfen wir netterweise das Interview mit Andreas aus dem OJO Magazin, der Mitarbeiter:innen-Zeitschrift des Kreisjugendring München-Land, Träger unserer Burg Schwaneck hier bei uns online stellen. Darin erzählt Andreas über die Jugendarbeit, die Entwicklung der Burg als Lernort und bevorstehende neue Aufgaben. Das ganze Interview inklusive Roomtour durch die Burg findet ihr übrigens auch im OJOcast, das ist der Podcast des KJR! Also falls ihr es lieber auf die Ohren haben wollt: hier reinhören!
Lieber Andreas, für Dich beginnt nun eine neue Zeitrechnung – was hast Du Dir für den ersten Tag im Ruhestand vorgenommen?
Nicht direkt für den ersten Tag, aber für die Tage danach ist eine Bootstour auf einem der letzten Wildflüsse Europas geplant – sozusagen als Zäsur zwischen dem bisherigen Berufsleben und dem freiberuflichen Berufsleben mit seinen neuen Aufgaben.
Du bist jetzt 37 Jahre beim KJR. Wie hat es Dich damals dorthin verschlagen?
Ein Studium der Sozialpädagogik erschien mir ideal geeignet, beruflich Erfüllung zu finden und andererseits genügend Zeit für Kunst und Musik zu haben. Mein Praktikum 1986 im Jugendzentrum Waaghäusl in Planegg war dann mein Einstieg beim KJR. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern: Nur ein Raum war ausgebaut und so haben wir – Anke [Schlehufer, Anm. d. Red.], Klemens und ich – zunächst eine Werkstatt eingerichtet und dann mit den Jugendlichen das restliche Gebäude renoviert; mit Schweißen und allem, was dazugehört! Heutzutage wäre das mit den Sicherheitsbestimmungen wohl gar nicht mehr vereinbar, damals war es der perfekte Ansatz für Jugendarbeit, gemeinsam etwas zu schaffen. Zum 1. August 1990 habe ich mich dann direkt an der Burg Schwaneck beworben, und zwar auf die Bildungsreferentenstelle. Für mich und meine Frau war es damals kaum vorstellbar, wie wir unsere Berufstätigkeiten und ein kleines Kind vereinbaren sollten, Elternzeit war damals noch unbekannt. Genau an diesem Morgen wurde uns jedoch glücklicherweise die ersehnte Zusage für einen Kindergartenplatz zugestellt, sodass ich mit einem guten Gefühl zum Gespräch fahren konnte.
Wie sah Dein Aufgabenbereich damals aus?
Die Betreuung von Internationalen Begegnungen war eines der ersten Aufgabengebiete, auch die Erlebnispädagogik, die mein Vorgänger Prof. Dr. Werner Michel mit den Schwanecker Naturtagen ins Leben gerufen hatte, führte ich weiter. Ein Schwerpunkt war dann über Jahre der Bereich Fort- und Weiterbildung, der sich rückblickend von einer JuLeiCa-Schulung mit einer Handvoll Teilnehmer:innen im ersten Jahr zu einem üppigen Programm mit rund 40 Veranstaltungen entwickelt hat. Nicht nur der Bereich Fort- und Weiterbildung hat sich stark entwickelt, sondern auch die Burg Schwaneck! Elisabeth Ternyik und ich hatten als Leitungen der Jugendbildungsstätte 1990 unser Büro im unrenovierten Pförtnerhaus. Der damalige KJR-Geschäftsführer Helmuth Mayr und der Jugenderbergsvater Werner Baumgartner wohnten mit ihren Familien noch in der Burg Schwaneck, auch die Büros der Geschäftsstelle waren dort untergebracht. Durch den Auszug der Familien und den Umzug der Geschäftsstelle in das neue Bürogebäude wurde im Jahr 1999 der Bereich frei, der heute mit seinen elf Seminarräumen komplett der Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung steht. Die dann beginnenden umfangreichen Renovierungsarbeiten verwandelten die Burg Stück für Stück immer mehr zum Seminarort und veränderten natürlich auch meinen Aufgabenbereich.
Warum ist Jugendarbeit für Dich persönlich wichtig und wie hat sie sich im Lauf der Jahre gewandelt?
Die eigenen Lebensumstände sind ja immer auch wegweisend und bei mir war es so, dass ich in einem kinderreichen Umfeld aufgewachsen bin, wo es wenig bis keine kommunal oder verbandlich organisierte Jugendarbeit gab. Dadurch war mir immer bewusst, wie wichtig Verbände und Bildungseinrichtungen sind, um das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen konstruktiv zu gestalten. Der Kreisjugendring steht stark für das Ideal der Jugendarbeit, in Aufgaben hineinzuwachsen und diese dann irgend-wann einmal verantwortlich zu übernehmen. Sicherlich haben sich die Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen und entsprechend die Methoden in der Jugendarbeit im Lauf der Zeit geändert, gleichgeblieben ist – hoffentlich – die offene Haltung der Pädagog:innen, immer wieder neu mit jungen Menschen auf Augenhöhe in einen Lernprozess zu gehen.
Wie hat Dein Wirken an der Burg Dich geprägt?
Jugend ist ja eine permanente Anfrage an Erwachsene. Es gibt immer wieder das Bedürfnis, sich an Regeln zu reiben und ich habe den Eindruck, das hält jung! In den ganzen 30 Jahren gibt es eigentlich nichts zu berichten, was ich in der Kinder- und Jugendarbeit als sehr schwierig erlebt hätte. Auch die Zeit, als zwischen 2015 bis 2017 unbegleitete minderjährige Geflüchtete auf der Burg untergebracht waren, war grundsätzlich geprägt von respektvoller Begegnung.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft der Burg?
Die Burg Schwaneck ist ein genialer außerschulischer Lernort – ein großes, sicheres Gelände, außergewöhnliche Seminarräume, historische Bezüge. Die Zeitgeschichte der Burg ist an vielen Orten spürbar, wenn man sich dafür öffnet und neugierig durch das Gebäude geht. Es wäre wünschenswert, dass der Kreisjugendring mit der geschichtlichen Bedeutung des Ortes auch weiterhin arbeitet und die kulturelle Bedeutung jugendgerecht immer wieder aufgreift.
Mit welchem Gefühl nimmst Du Abschied?
Durchaus mit Trauer, denn die jungen Menschen und netten und engagierten Kolleg:innen, die das Haus prägen nicht mehr jeden Tag um sich zu haben, ist schmerzhaft. Auf der anderen Seite ist da die Erwartung, dass sich viele Ideen der Jugendarbeit in künftigen Aufgaben wie meiner Lehrtätigkeit oder der therapeutischen Traumaberatung wiederfinden – ohne sich jedoch weiter mit der ein oder anderen im Berufsalltag ungeliebten Routine beschäftigen zu müssen.
Vielen Dank und alles Gute für die kommenden Aufgaben – und auf Wiedersehen!
Das ganze Interview inklusive Roomtour durch die Burg findet ihr im OJOcast! Die Folge könnt ihr direkt hier über den Player abspielen, Alle Episoden rund um den Kreisjugendring und die Jugendarbeit findet ihr auf der OJOcast-Seite des KJR.
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